Ankunft des Herrn

Wer behauptet, die Ankunft des Herrn sei ganz nahe, der ersehnt sie

nicht wirklich, und auch nicht, wer behauptet, sie sei noch ganz

fern. Nur der sehnt sich wirklich nach ihr, der sie mit zuversichtlichem

Glauben, mit starker Hoffnung und mit glühender Liebe erwartet, sei sie

nun nahe oder fern.

 

Dies ist die letzte Zeit. Das erkennen wir an den vielen Zeichen, von denen wir lesen,

dass der Herr von ihnen gesprochen hatte. Und jetzt scheinen sie auf. 

Von der „letzten Zeit“ oder sogar vom „letzten Tag“ könnte man aber auch bei einem

Zeitraum von tausend Jahren sprechen, sofern am Ende dieses Zeitraums das Ende

der Welt kommt. In der Schrift heisst es ja: „Tausend Jahre sind vor deinen Augen wie ein Tag.“

Man kann deshalb sagen, dass alles, was in diesen tausend Jahren geschieht, in

der letzten Zeit oder am letzten Tag geschieht.

Ich sage noch einmal, was man in diesem Zusammenhang immer wieder sagen muss:

Bedenken wir, wie lange es her ist, dass der heilige Johannes sagte: „Es ist die letzte Stunde.“

Wenn wir damals gelebt hätten, hätten wir dann geglaubt, dass noch so viele

Jahre vergehen würden? Hätten wir nicht gehofft, dass der Herr noch zu

Lebzeiten des Johannes kommen würde? Johannes sprach ja nicht von der

letzten Zeit, vom letzten Jahr, dem letzten Monat oder Tag, nein, er sagte:

„Es ist die letzte Stunde.“ Und sieh, diese Stunde, wie lang ist sie! Und dennoch

hat Johannes nicht gelogen. Man muss nämlich das Wort „Stunde“ im

Sinn von „Zeit“ verstehen.

Wir müssen die Zeichen erkennen, die uns die Propheten und das Evangelium geben,

und die Ankunft des Herrn in naher Zukunft erwarten. Das wird wohl niemand abstreiten.

Tag für Tag kommt er näher.!

Sieh, was der Apostel sagt: „Jetzt ist das Heil uns näher als damals,

als wir zu glauben begannen. Die Nacht ist vorgerückt, der Tag bricht an!“

 

Sieh doch, wie viele Jahre vergangen sind! Und dennoch ist es nicht

falsch, was er sagte.

Augustinus, Ep 199,5,15;6,17;8,22