Gründonnerstag

Der Gründonnerstag ist das Eingangstor in den heiligen „Dreitag“ vom Leiden, Sterben und Auferstehen unseres Herrn Jesus Christus. Er ist besonders bestimmt vom Gedächtnis an das letzte Abendmahl  und an die Einsetzung der Eucharistie.

Aber es schwingt bei diesem Gedächtnis hintergründig all das mit, was am Gründonnerstag auch geschah – all das, was die Evangelien rund um das letzte Mahl berichten:

Die Ansage des Überliefert-Werdens durch einen der Freunde,

die Fußwaschung und der Rangstreit der Jünger,

der Gang zum Ölberg u. die Todesangst Jesu in Gethsemane,

Jüngerschlaf, Verrat, Flucht und Verleugnung derer, denen der Herr eben noch am Sakrament seines Leibes und Blutes Anteil gab…

Gerade das Markusevangelium setzt die Kontraste hart nebeneinander: Der Judaskuss wird drastisch, mit einer fast anzüglich wirkenden Formulierung, ausgemalt: „Er küsste Jesus ab“ heißt es buchstäblich – und dann: „griffen sie ihn an  und nahmen ihn fest“. Emotionaler Überschwang und gewaltsamer Übergriff treffen kommentarlos und unabgefedert aufeinander.

Keiner der Evangelisten schildert die Ölberg-Angst Jesu derart schonungslos wie Markus: „Er wurde von Panik geschüttelt und es packte ihn Entsetzen..., heißt es. Und kurz darauf: „Er warf sich auf die Erde und betete…“ – und die Jünger schliefen!

Niemand hat dies damals mit erlebt. Und doch haben es seither Tausende miterlebt, Generationen von Christen, die es lasen und hörten – bis hin zu uns. Für sie alle und für uns ist es aufgeschrieben – in so unmissverständlicher Anschaulichkeit.

Der Eindruck der Verlassenheit Jesu, den die unrühmliche Flucht der Jünger erzeugt, wird bei Markus noch gedoppelt durch die kleine Episode mit dem Jüngling, der sich – nackt und bloßgestellt – am Ende auch noch aus dem Staub macht.

Jesus dagegen bekundet, wie durch Gebet und Wachen sogar die übermenschliche Angst  und die Versuchung, vom Weg des Heils zu fliehen, bestanden werden können.

Und was für den Verleugner Petrus gilt, gilt für jeden schwach gewordenen Christen: Reue und Umkehr kommen niemals zu spät! In der vierten Nachtwache – d.h. nach dem zweiten Hahnenschrei erwartet uns die Stunde der Erlösung – erwartet uns der Auferstehungsmorgen.

Die Väter des Mönchtums haben diese Gewissheit in monastische Alltagserfahrung übersetzt und in ein kleines Apophtegma gefasst:

Ein Mönch fragte den Altvater: Was ist geistliches Leben? Der Greis antwortete: Geistliches Leben heißt: Ich falle und stehe wieder auf… Ich falle und stehe wieder auf… Ich falle und stehe wieder auf…“

Äbtissin  Bernadette Pruss, Abtei St. Gertrud, Alexanderdorf